Von der Überwindung des Subjektiven!

Designwettbewerbe enden gemeinhin mit einer Urkunde oder einer Enttäuschung. So kennen wir das jedenfalls, und vermutlich auch die vielen Kolleginnen und Kollegen in der weiten Welt. Die Arbeit der Jury hingegen, die war zu diesem Zeitpunkt längst beendet. Im Übrigen eine, die nach landläufiger Meinung gar nicht möglich sein könnte, da in Kunst und Design ja alles Geschmacksache sei und dies jeder sieht, wie er gerne mag.

Mein Debüt war im Herbst 2013 beim »Mfg-Award« in Frankfurt – mit Blick auf die Baustelle der neuen EZB von Coop Himmelb(l)au. Für jede Kategorie gab es eine erste Vorauswahl, dann die eigene, alleinige Begutachtung der Arbeiten mit Notizen auf einem speziellen Bewertungsformular; für verschiedene Kriterien gab es unterschiedliche Zuständigkeiten und Gewichtungen der Bewertung. Ein gut ausgedachtes System jedenfalls. Dem folgte dann der spannendste Teil des Ganzen: die Diskussion, was auf die Shortlist kommt und wer von den Einreichern einen Preis erhalten soll. Der Witz dabei: Trotz unterschiedlicher persönlicher Ansichten und Einschätzungen kommt man fast immer auf einen Konsens. So subjektiv das Empfinden (bereits der Gestalter und) in der Jury ist, es gibt doch objektive Kriterien und Begründungen. 

Was ganz grundsätzlich ein wenig schade an den Auszeichnungen ist (als Ausgezeichneter): dass man doch leider relativ wenig davon hat. Bei einer Kaffeemaschine ist das anders – zum einen wird sie zigtausendfach (identisch) produziert, zum anderen zeigt das Label auf der Verpackung oder dem Gerät jedem Laien an, das hier muss ein ganz besonderes Design haben. Beim Grafik-Design hingegen wird jede Broschüre, jedes Erscheinungsbild – natürlich – wieder ganz neu gemacht. Auch das vielfach ausgezeichnete Buch wird man beim nächsten Titel und Thema wieder ganz neu gestalten. Die Kaffeemaschine hingegen, wie vorher erwähnt, nicht. 

Ein vollkommen anderes Procedere gab es übrigens beim (nationalen) Wettbewerb »Ukrainian Design: The Very Best Of«; hier gab es eine Online-Jurierung. Die hat sicherlich auch ihre Vorteile (neben der nicht notwendigen Präsenz), ist eher mathematisch im Charakter, allerdings ohne den Austausch, das einer-sieht-jenes-noch-und-hält-ein-Plädoyer …

Selbstredend reicht man selbst bei keinem Wettbewerb ein, in dessen Jury man sitzt. Und erhält für diese Tätigkeit in der Regel auch keine Vergütung.